Leonberger Nachrichten, 09.11.1999:

"Wahre Kunst ist, im Alltäglichen das Wunderbare sehen"
Seit Sonntag sind Werke der Pforzheimerin Gabriele Münster
in der Alten Kelter in Mönsheim zu sehen

MÖNSHEIM - Großer Andrang herrschte am vergangenen Sonntag in der Alten Kelter. Zur Vernissage von Gabriele Münster kam eine große Schar Kunstinteressierter. Eine abwechslungsreiche Zusammenstellung von Acrylmalerei, Akten, Materialkollagen und Plexiglasbemalung stellte die Künstlerin, die bei der Ausstellungseröffnung anwesend war, ihrem Publikum vor.

Bürgermeister Thomas Fritsch eröffnete die Ausstellung mit dem treffenden Zitat der amerikanischen Schriftstellerin Perl S. Buck: "Wahre Kunst ist, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen." Die Künstlerin versteht es, gewöhnliche Alltagsgegenstände, denen normalerweise weder Neugierde noch Beachtung geschenkt werden, zu beachtenswerten Kunstwerken zu erheben. So findet sich neben Piniennadeln, Zitronennetzen und Plastikfolien auch mal eine weggeworfene Coladose, die mit anderen Alltagsgegenständen zu Materialkollagen verschmolzen ist. Auf individuelle und ästhetische Weise findet sich bei den Werken von Gabriele Münster das Wunderbare im Alltäglichen.

Vor 15 Jahren begann die Künstlerin autodidaktisch zu zeichnen. Es folgten mehrere Seminare, Kunstschulen und schließlich die Europäische Akademie für Bildende Kunst in. Trier. Als kommerzielle Künstlerin sieht sie sich nicht und möchte sich auch keinesfalls so verstanden wissen. Nicht der Verkauf steht bei ihr im Vordergrund sondern die Erinnerungen, die in den Bildern verarbeitet werden. Es liegt nahe, zu vermuten, dass sie sich deswegen nur schwer von ihren Bildern trennen kann und manches überhaupt nicht verkauft.

"Meine Bilder sollen eine positive Wirkung auf die Betrachter haben. Probleme passen da nicht hinein" bekennt sie. Auf ihre ganz persönliche und fröhliche Weise setzt sie auch gerne Menschen bildlich um. Dazu wählt sie eine gefühlvolle Farbpalette, die sich innerhalb eines Bildes auf nur wenige, manchmal nur auf eine einzige Farbe konzentriert. "Der Blick soll sich auf das Wesentliche konzentrieren, und nicht von der Bewegung in den Motiven ablenken" erklärt sie.

Die umgesetzten Motive verraten eine geübte schwungvolle Hand und eine Menge Experimentierfreude. Jede Technik habe ihre eigenen Herausforderungen. Während bei Acryl jener Pinselstrich sitzen müsse, könne sich bei Aquarellen viel dem Zufall überlassen. Die figürliche Kunst sei ihr besonders wichtig. Denn erst wer diese beherrsche, so die Künstlerin, überzeugt auch in der surrealistischen Kunst. Ihre Vorbilder sind Dali und Picasso.

"Jede Vernissage ist eine Ausstellung mit dem Rücken des Publikums gegen die Bilder", diese Befürchtung des Schriftstellers Erhard Köstner hat sich bei der Vernissage am Sonntag nicht bestätigt. Denn an interessierten Besuchern, denen Gabriele Münster viele gezielte Fragen zu ihrer Kunst beantwortete, fehlte es an diesem Tag nicht.