BNN, Pforzheimer Kurier, 13.05.2004:


Gabriele Münsters transparente Bilder spielen mit dem Licht. Ihr helles Atelier bringt sie zum Leuchten. Mit der Papierfabrik fühlt die Künstlerin sich schon lange verwurzelt.
Foto: Ehmann

Künstler bringen Leben in alte Papierfabrik
Viel Licht und Raum: Ateliers entstanden in früheren Maschinenhallen und Büros

Sie scheint schon seit über drei Jahren im Dornröschenschlaf zu liegen - die alte Papierfabrik Weißenstein, die 2001 Insolvenz anmelden musste und seither nicht mehr in Betrieb ist. Zwischen Nagoldufer und grünen Hängen träumen Maschinenhallen und Verwaltungsgebäude vor sich hin, der Putz bröckelt von den Wänden, Wildpflanzen blühen ungehemmt. Eine seltsame Mischung aus Idyll und Verfall - manche Menschen mögen das.

Die Papierfabrik ist allerdings nur scheinbar leblos. Nach und nach haben sich in den letzten Monaten Künstler und kreative Leute eingefunden, die auf dem riesigen brachliegenden Gelände genau das finden, was sie brauchen: viel Licht und Raum. Als Zugabe: der Blick vom Atelier ins Grüne. Eine bunte Künstlerkolonie mit Zukunft?

"Als Kind habe ich in Weißenstein gewohnt und mein Schulweg ging an der Papierfabrik vorbei," erzählt Gabriele Münster, die seit Anfang Mai ihr Atelier im ehemaligen "Chefzimmer" des Verwaltungsbaus hat und plötzlich von Erinnerungen überwältigt wird. "Ich weiß noch, dass wir immer in die Nagold geschaut haben. Die war mal rot, mal grün, mal türkis - von den Abwässern der Fabrik." Ob das wohl ihre Beziehung zu Farben geprägt hat?

Gabriele Münsters großformatige Bilder von Figuren, Bäumen und Pflanzen spielen mit dem Licht. Beiderseits bemaltes Transparentpapier zwischen zwei Plexiglasplatten hängt im Fenster des Ateliers und wirft bunte Flecken auf den Parkettboden. "Hier ist Grün, hier ist Leben," sagt Gabriele Münster und schaut sich begeistert in ihrem neuen Domizil um. Sogar eine Liege steht in der Atelierecke - falls bei Nachtarbeit die Müdigkeit kommt.

Ganz anders (...)

Rita Reich